AG Provenienzforschung in Sachsen

Die Arbeitsgemeinschaft Provenienzforschung in Sachsen ist ein seit Januar 2018 bestehender informeller Zusammenschluss von WissenschaftlerInnen und BibliothekarInnen, die im Bereich der Provenienzforschung zu historischen Unrechtskontexten aktiv sind. Sie ist das Ergebnis der Initiative und des persönlichen Engagements ihrer Mitglieder.

Die AG strebt eine stärkere institutionelle Verankerung der Provenienz- und NS-Raubgutforschung in Sachsen an ­– mit dem Ziel, sächsische Kultureinrichtungen, politische Akteure und die Öffentlichkeit für das Thema sensibilisieren. Die Beteiligten möchten außerdem auf Arbeitsebene den fachlichen Austausch untereinander produktiver gestalten. Da die Provenienzforschung aufgrund der Förderstrukturen vorwiegend in zeitlich befristeten Projekten organisiert ist, ist es umso drängender, gemeinsam für einen Austausch und die nachhaltige Dokumentation der Forschungsdaten zu sorgen, um doppelte Recherchen zu vermeiden und Restitutionen gemeinsam durchzuführen.

Vergangene Projekte zur Provenienzforschung haben gezeigt, dass sich in öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken und Museen in großem Maße Objekte finden, bei denen es sich um NS-Raubgut bzw. um Objekte aus anderen historischen Unrechtskontexten handelt. Diese Bestände gelangten sowohl direkt während der Zeit des Nationalsozialismus in die Einrichtungen, aber auch noch lange nach Kriegsende. Provenienzforschung widmet sich daher neben dem NS-Raubgut auch den unrechtmäßigen Enteignungen im Rahmen der Bodenreform in der Sowjetischen Bestatzungszone (Schlossbergungen) und infolge DDR-Unrechts (z.B. bei Republikflucht). Ein Austausch der hier beschäftigten, interessierten MitarbeiterInnen wie auch der schon seit vielen Jahren in diesem Bereich tätigen, freiberuflichen und engagierten WissenschaftlerInnnen ist eine der Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche Arbeit.

Zu den kurz- und mittelfristigen Zielen der AG gehört die Etablierung einer Forschungsinfrastruktur, die Ergebnisse transparent machen kann. Aktuell bietet sich die Gemeinsame Normdatei (GND) der Deutschen Nationalbibliothek (DNB) als ein nachnutzbares Instrument der Katalogisierung und Dokumentation an. Auch die Bilddatenbank der Deutschen Fotothek steht interessierten Einrichtungen für den Nachweis von Provenienzmerkmalen offen.

Langfristig möchten die Mitglieder der AG als Ansprechpartner für Fragen rund um die Provenienz- und NS-Raubgut-Forschung zur Verfügung stehen. Die wissenschaftlichen Förderstrukturen in Deutschland wie auch die finanziellen Situationen von Wissenschafts- und Kultureinrichtungen bedingen eine prekäre Beschäftigungslage für WissenschaftlerInnen und BibliothekarInnen, die daher nur für einen befristeten Zeitraum im Bereich der Provenienzforschung tätig sein können. Die Ergebnisse und Wissensstände dieser Arbeit können ohne Betreuung nicht weiterbestehen und gehen mit dem Ende von Beschäftigungsverhältnissen verloren. Diese Ausgangslage gehört zu den wichtigsten Herausforderungen, der die Provenienzforschung im Moment gegenübersteht. Die AG versucht dem entgegenzuwirken, indem sie einen Rahmen und eine Plattform für Austausch, Kontakt und gemeinsame Arbeit bietet.

Wenn Sie Fragen an die AG oder zur Provenienzforschung in Sachsen haben bzw. an den zweimal jährlich stattfindenden Treffen teilnehmen möchten, setzen Sie sich bitte uns in Verbindung: Jana Kocourek / Robert Langer