Restitution an die Erben nach Victor Klemperer Edler von Klemenau

Im Jahr 1991 gab die SLUB 295 Bücher an die Erben des Bankiers Victor Klemperer Edler von Klemenau (nicht verwandt oder identisch mit dem Sprachwissenschaftler und Verfasser des LTI Victor Klemperer) zurück. Darunter befanden sich zahlreiche Inkunabeln, die im Dezember 1938 beschlagnahmt worden waren. In die Sächsische Landesbibliothek gelangten noch vor Ende des Zweiten Weltkrieges 13 Handschriften, 549 Inkunabeln und 540 bibliophile Drucke. Aus den Ausweichlagern kehrten nach Mai 1945 lediglich 12 Inkunabeln zurück. Mit 1958 erfolgten Rückgaben von Bibliotheksbeständen aus der Sowjetunion wuchs dieser Bestand wieder auf die genannten 295 Werke an.

Victor Klemperer Edler von Klemenau (1876-1943) gehörte zu einem der wichtigsten Vertreter der 1872 gegründeten Dresdner Bank im Königreich und im späteren Freistaat Sachsen. Er besaß eine erlesene Kunstsammlung, die aus Porzellan, Gemälden, Plastiken und Bücher bestand. Wegen seiner jüdischen Herkunft wurde er von den Nationalsozialisten gleich nach deren Machtantritt angefeindet und denunziert, dann zwangsweise pensioniert. 1938 verließ er mit seiner Ehefrau Sophie (geb. Reichenheim, 1888-1976) Deutschland und erlangte Asyl in Südrhodesien.

Seine umfangreiche Inkunabelsammlung gehörte zu den bedeutendsten in Europa. Er beschäftigte sich v.a. mit den Frühdrucken und arbeitete intensiv mit dem Nestor der deutschen Inkunabelforschung Konrad Haebler zusammen. 1927 gab er den Katalog „Frühdrucke aus der Bücherei Victor von K.“ heraus. Die wissenschaftliche Kritik bezeichnete den Katalog als maßgeblich für den Forschungszweig und für die gesamte deutsche Buchkunde und das Buchgewerbe.